„How could one say with any certainty what one hated most in the world?”
So beginnt das Original in Englisch, in Deutsch hat das Buch den gleichen, wunderbar doppeldeutigen Titel. Joseph und Lucy lernen sich beim Metzger kennen, wo er aushilfsweise hinter der Theke arbeitet. Joseph ist 20, ohne Ausbildung, dunkelhäutig, liebt Videospiele und träumt davon, mit seiner Musik erfolgreich zu sein. Lucy ist 42, geschieden, weiß, Mutter von zwei Söhnen, Englischlehrerin, literaturinteressiert. Lucy heuert Joseph als Babysitter für ihre Jungs an und dann nehmen die Dinge ihren Lauf. In den großartigen, witzigen, keineswegs oberflächlichen Dialogen wird schnell deutlich, wie alle aneinander vorbeireden, nur Lucy und Joseph haben ganz schnell eine Antenne für einander. Doch kann so eine Beziehung gutgehen? Mit ganz viel Verständnis für die Befindlichkeiten seiner Protagonisten und mit spürbarem Vergnügen erzählt Nick Hornby diese moderne Lovestory, ganz viel London Flair gibt es gratis dazu. Der Stoff schreit geradezu nach einer Verfilmung. Nick Hornby at its best! Absolut lesenswert!
Penguin 2020, 310 Seiten
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„Juli war nicht tot.“ Obwohl das die erklärte Absicht ist, als sie im strömenden Regen von der Autobrücke springt, die sich jedoch als viel zu niedrig für den vorgesehenen Zweck erweist. Stattdessen landet sie unsanft auf der Windschutzscheibe einer abgewrackten, älteren Schlagersängerin, ihrerseits auf dem Weg in die Schweiz, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Das darauffolgende Roadmovie liest sich viel leichtfüßiger, als es das Thema vermuten lässt. Dem zugegebenermaßen düsteren Thema Depression setzt die Autorin einen bissigen Humor und ein gutes Gespür für lebendige und witzige Szenen entgegen, zum Beispiel, als die alten Leute auf einem Dorffest Hella erkennen und sie auf die Bühne im Bierzelt zerren, wo sie ihre Lieder zum Besten geben soll, während Juli auf dem Kranwagen eines Feuerwehrwagens ein fremdes Mädchen küsst. Eine Freude ist auch bei diesem Buch die sehr gelungene Umschlaggestaltung.
dtv 2022, 251 Seiten
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„Im September 1828 verließ der größte Mathematiker des Landes zum erstenmal seit Jahren seine Heimatstadt, um am Deutschen Naturforscherkongreß in Berlin teilzunehmen.“
Auf meiner Bestenliste darf dieser skurrile Roman von Daniel Kehlmann keinesfalls fehlen, der dem Autor nach seinem Erscheinen 2005 Weltruhm bescherte. Er begleitet Alexander von Humboldt und den Mathematiker Carl Friedrich Gauß, zwei absolute Genies ihrer Zeit, auf einem Teil ihrer Lebensstrecke und verwebt dabei auf unwiderstehliche Art Tatsachen, Erfundenes und auch fantastische Elemente. Letzteres ein wunderbar ironisches Gegengewicht zu den streng wissenschaftlichen Ansätzen der beiden Gelehrten. Egal an welcher Stelle man das Buch aufschlägt, um nochmal kurz hineinzulesen, entwickelt es durch die schnelle Sprache (kurze Sätze, viele Ellipsen), die herrlichen ironischen Dialoge und die skurrilen Situationen sofort einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Im Mittelpunkt steht Alexander von Humboldts Reise nach Südamerika, die das Ziel hat, unerforschte Gebiete zu vermessen und neue Arten zu entdecken. Welch ein Lesevergnügen!
rowohlt 2005, 302 Seiten
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„Ich geh mal üben, sagt mein Vater, verschwindet im Flügelzimmer und macht hinter sich die Tür zu.“
Dieses Buch möchte ich von ganzem Herzen empfehlen. Mit dem Vater beginnt der autobiographische Roman von Edgar Selge, den man bisher nur als Schauspieler kannte und der hier ein fulminantes Romandebut veröffentlicht hat. Um die Beziehung zu den Eltern, vor allem zum Vater, geht es. Der erwachsene Edgar Selge blickt auf seine Kindheit in einem bürgerlich-konservativen Elternhaus Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger zurück. Der Vater ist Gefängnisdirektor, herrscht auch über seine Familie und widmet sich außerdem hingebungsvoll der klassischen Musik, welche auch Edgar sehr verinnerlicht hat und die sich durch den ganzen Roman zieht wie eine Hintergrundmelodie. Der kleine Edgar, der Jüngste von vier Brüdern, möchte geliebt, gesehen werden und kann die Kälte der Eltern, besonders die Härte des Vaters ihm gegenüber einfach nicht begreifen. Nicht zuletzt durch seine rebellierenden Brüder wird dem Heranwachsenden bewusst, wie sehr die Eltern durch die Kriegszeit geprägt sind und wie schwer sie sich in der neuen, demokratischen Zeit zurechtfinden. Das ist so fesselnd, so berührend und so wunderbar erzählt, dass die Leserin/ der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Es ist ein Buch, das man immer wieder sinken lässt, um dem Gelesenen nachzuspüren, ein Buch, in dem man ganze Passagen noch einmal liest, ein Buch, das ich ganz sicher mehr als einmal lesen werde.
Rowohlt 2021, 302 Seiten
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„Wenn man etwas gut Beleuchtetes lange anschaut und dann die Augen schließt, sieht man dasselbe vor dem inneren Auge noch mal, als unbewegtes Nachbild, in dem das, was eigentlich hell war, dunkel ist, und das, was eigentlich dunkel war, hell erscheint.“
So beginnt die federleichte Erzählung von Mariana Leky, die das Mädchen Luise von einem tragischen Erlebnis in ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter begleitet. Luise, ihr Freund, der Optiker, und ihre Großmutter Selma sind Teil einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft im Westerwald voller schrulliger Personen, die einander beistehen und sich durch Krisen helfen. Nervös werden sie alle, wenn Selma von einem Okapi träumt, denn dann steht ein Tod eines der Dorfbewohner bevor. All das wird ganz leicht und fast ein wenig träumerisch erzählt. Ein zauberhaftes Lesevergnügen für den Sommer.
DuMont Buchverlag 2017, 315 Seiten
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„Wieso, fragte Mick sich viele Jahre später, verschwammen die Neunziger in seiner Erinnerung zu einem konturlosen Nebel, obwohl es sein erstes Jahrzehnt als Erwachsener war?“ So beginnt Jackie Thomaes Roman über zwei Brüder, die von der Existenz des anderen nichts wissen, beide 1970 geboren, beide Söhne eines Afrikaners, der in der DDR studierte. Sie entwickeln sich so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann, Gabriel als erfolgreicher Architekt in London, Mick als liebenswerter Taugenichts, erst in Leipzig, dann in Berlin. Beide Leben steuern auf Krisen zu, die die Chance zur Selbstfindung bieten, und natürlich erfahren die titelgebenden „Brüder“ schließlich voneinander. Das mitschwingende Thema Hautfarbe mit all ihren Zwischentönen spiegelt sich ironisch in der Umschlaggestaltung. Hervorzuheben sind die wunderbare Sprache, in der das alles erzählt ist, und die starken Nebenfiguren, zum einen die Frauen im Leben der Brüder, Delia und Fleur, zum anderen Albert, Fleurs Sohn, und Desmond, ein windiger Drogendealer. Man kann das Buch durchaus als Studie lesen, inwiefern soziale Prägung und genetische Veranlagung sich auf das Leben auswirken. In seinem Erscheinungsjahr 2019 stand „Brüder“ absolut verdient auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.
Hanser Berlin 2019, 430 Seiten
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„An einem Freitag im August läuft Rahel Wunderlich mit schnellen Schritten die Pulsnitzer Straße Richtung Martin-Luther-Platz entlang.“
Ich musste ein bisschen überlegen, um zu verstehen, warum mir dieses Buch so gut gefallen hat. Es ist ein ganz leises, zartes Buch. Die äußere Handlung ließe sich in wenigen Sätzen zusammenfassen, doch es ist die mit klarer, ungekünstelter Sprache geschilderte innere Handlung, die das Buch so spannend macht. Rahels und Peters fast dreißig Jahre alte Ehe steckt in einer Krise, als sie plötzlich das Landhaus von Rahels mütterlicher Freundin Ruth hüten müssen, wo sie ganz auf sich gestellt sind. Wie es Daniela Krien gelingt, gleichzeitig die Entfremdung und die enge Vertrautheit zwischen den beiden zu schildern, ist absolut faszinierend. Die Geschichte wird aus Rahels Perspektive in der Gegenwart erzählt und lässt die Leserin und en Leser jeden Augenblick intensiv miterleben und mitfühlen. Wunderschön, wie die Beziehung trotz aller internen und externen Schwierigkeiten ganz zart wieder in Bewegung kommt.
Diogenes 2021, 270 Seiten
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Ich möchte hier nur die Bücher rezensieren und empfehlen, die mir ganz besonders gut gefallen haben. Das bedeutet natürlich, dass man eine Fülle von Büchern lesen muss, die einen nicht überzeugen oder die man zwar ganz nett findet, aber eben auch nicht mehr, bis es dann endlich wieder gelingt, einen Schatz zu heben. Diese Bücherschätze möchte ich dann auch besitzen. Jedes Vorbeigehen am Bücherregal, jedes Berühren des Buchrückens erinnert mich an den Genuss und die Freude bei der Lektüre. Ich behalte nur die Bücher, die meine „Freunde“ sind – sonst würden wir unter Büchern ersticken. Andererseits habe ich in letzter Zeit das eine oder andere Buch zum zweiten Mal gelesen und es dann teilweise ganz anders empfunden und bewertet als beim ersten Lesen. Vielleicht sollte ich behutsamer entscheiden, welche Bücher ich aussortiere, um sie weiterzugeben, sie an öffentlichen Plätzen auszusetzen oder gebraucht zu verkaufen… Wie handhabt ihr das?
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„Eigentlich hat diese Geschichte mehrere Anfänge. Ich kann mich schwer für einen entscheiden.“
Monumental ist für diese Buch der deutsch-georgischen Autorin Nino Haratischwili noch eine Untertreibung. Auf 1280 Seiten wird über fünf Generationen die Geschichte einer georgischen Familie aus Tbilissi erzählt, beginnend mit der 1900 geborenen Stasia, der Tochter eines wohlhabenden Schokoladenfabrikanten. Insgesamt werden sieben Leben erzählt: Nach Stasias das ihrer Halbschwester Christine, es folgen Stasias Kinder Kitty und Kostja Jaschi, dann Kostjas Tochter Elene, dann deren Töchter Daria und Niza. Aus der Sicht der Letzteren wird die Geschichte rückblickend erzählt (für Brilka!), und das so unterhaltsam, fesselnd und dramatisch, dass einem trotz der Fülle keine Seite zu viel vorkommt. Nebenbei erfährt man viel Wissenswertes über das Leben in Georgien und seine Rolle in der modernen europäischen Geschichte. Das titelgebende achte Leben ist das von Brilka, Darias Tochter, und besteht nur aus der Überschrift und ein paar leeren Seiten. Ein genialer Zug, versteht man doch so alle vorherigen Leben als die notwendigen Vorläufer für diese achte Leben, dessen Ausrichtung gänzlich offenbleibt. Um den Überblick über die Personen zu bewahren, ist die im hinteren Buchumschlag etwas versteckte Genealogie sehr hilfreich. Mir gefällt auch die feinsinnige Umschlaggestaltung ausgesprochen gut. Eine beeindruckende Jahrhundertsaga.
Ullstein Taschenbuch 2017, 1280 Seiten
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„Ein Oktober … wie man ihn selten erlebt“, sagt Gisèle Dufrène, sie pflichten ihr bei, sie lächeln, Sommerhitze fällt vom graublauen Himmel – was haben die anderen , was ich nicht habe? – sie lassen ihre Blicke das vollkommene Bild genießen, das in Plaisir de France und Votre Maison abgedruckt war: den Bauernhof, gekauft für ein Stück Brot – nun, sagen wir, für ein Stück Butterbrot – und hergerichtet von Jean-Charles für den Gegenwert einer Tonne Kaviar.“
Wenn eine existenzialistische Philosophin einen Roman schreibt, könnte man erwarten, dieser sei schematisch oder gar belehrend, doch dies ist bei „Die Welt der schönen Bilder“ keineswegs der Fall. Die schöne junge Laurence, Teil der gehobenen Pariser Bourgeoisie, wird so lebendig geschildert, dass die Leserin ihre Gedanken und Konflikte intensiv mit lebt. Obwohl der Roman 1968 erschien, sind die Fragen, denen er nachgeht, unfassbar aktuell: Wie kann der Mensch in einer globalisierten Welt ein sinnvolles Leben leben? Was gelten all die Statussymbole? Wie geht man mit der Informationsflut, speziell mit schlechten Nachrichten um? Wann sind Kinder alt genug, um auch negative Nachrichten aus der Welt zu verkraften? Wie sehr muss man seinen Partner lieben? Seine Eltern? Sind wir authentisch oder spielen wir alle nur Rollen in einem festgelegten Spiel? Darf man aufbegehren? Durch die Erzählperspektive wird Laurence’ Zerrissenheit intelligent zum Ausdruck gebracht. So wechselt die dritte Person immer wieder mit der ersten Person. Hinzu kommt die liebevolle und behutsame Übersetzung aus dem Französischen, die lieber französische Originalwörter stehen lässt, als deutsche Verballhornungen zu forcieren. Ich habe das dringende Bedürfnis, das Buch nochmal zu lesen, diesmal mit einem Bleistift in der Hand, um die markanten Stellen zu unterstreichen oder rauszuschreiben… Absolute Empfehlung!
rororo 1968, 175 Seiten
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