„Ich geh mal üben, sagt mein Vater, verschwindet im Flügelzimmer und macht hinter sich die Tür zu.“
Dieses Buch möchte ich von ganzem Herzen empfehlen. Mit dem Vater beginnt der autobiographische Roman von Edgar Selge, den man bisher nur als Schauspieler kannte und der hier ein fulminantes Romandebut veröffentlicht hat. Um die Beziehung zu den Eltern, vor allem zum Vater, geht es. Der erwachsene Edgar Selge blickt auf seine Kindheit in einem bürgerlich-konservativen Elternhaus Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger zurück. Der Vater ist Gefängnisdirektor, herrscht auch über seine Familie und widmet sich außerdem hingebungsvoll der klassischen Musik, welche auch Edgar sehr verinnerlicht hat und die sich durch den ganzen Roman zieht wie eine Hintergrundmelodie. Der kleine Edgar, der Jüngste von vier Brüdern, möchte geliebt, gesehen werden und kann die Kälte der Eltern, besonders die Härte des Vaters ihm gegenüber einfach nicht begreifen. Nicht zuletzt durch seine rebellierenden Brüder wird dem Heranwachsenden bewusst, wie sehr die Eltern durch die Kriegszeit geprägt sind und wie schwer sie sich in der neuen, demokratischen Zeit zurechtfinden. Das ist so fesselnd, so berührend und so wunderbar erzählt, dass die Leserin/ der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Es ist ein Buch, das man immer wieder sinken lässt, um dem Gelesenen nachzuspüren, ein Buch, in dem man ganze Passagen noch einmal liest, ein Buch, das ich ganz sicher mehr als einmal lesen werde.
Rowohlt 2021, 302 Seiten
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