„Wieso, fragte Mick sich viele Jahre später, verschwammen die Neunziger in seiner Erinnerung zu einem konturlosen Nebel, obwohl es sein erstes Jahrzehnt als Erwachsener war?“ So beginnt Jackie Thomaes Roman über zwei Brüder, die von der Existenz des anderen nichts wissen, beide 1970 geboren, beide Söhne eines Afrikaners, der in der DDR studierte. Sie entwickeln sich so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann, Gabriel als erfolgreicher Architekt in London, Mick als liebenswerter Taugenichts, erst in Leipzig, dann in Berlin. Beide Leben steuern auf Krisen zu, die die Chance zur Selbstfindung bieten, und natürlich erfahren die titelgebenden „Brüder“ schließlich voneinander. Das mitschwingende Thema Hautfarbe mit all ihren Zwischentönen spiegelt sich ironisch in der Umschlaggestaltung. Hervorzuheben sind die wunderbare Sprache, in der das alles erzählt ist, und die starken Nebenfiguren, zum einen die Frauen im Leben der Brüder, Delia und Fleur, zum anderen Albert, Fleurs Sohn, und Desmond, ein windiger Drogendealer. Man kann das Buch durchaus als Studie lesen, inwiefern soziale Prägung und genetische Veranlagung sich auf das Leben auswirken. In seinem Erscheinungsjahr 2019 stand „Brüder“ absolut verdient auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.
Hanser Berlin 2019, 430 Seiten
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