„Mattis schaute, ob der Himmel jetzt am Abend klar und wolkenlos war.“
Das ist wichtig für Mattis, denn die Natur spricht zu ihm, er ist ein Teil von ihr, innig mit ihr verbunden. Nur im Wald und am See, an dem er mit seiner Schwester Hege – sie sind beide um die Vierzig - in einer bescheidenen Hütte lebt, hat er Ruhe von all den klugen Menschen, die so unerklärlich reden, so schwierige Dinge von ihm verlangen oder über ihn lachen, wenn er sie nicht versteht. Denn er ist ja der „Dussel“, der zu nichts zu gebrauchen ist und der seiner Schwester eine Last ist, da sie für ihn sorgen muss. Doch vielleicht sind die anderen ja doch nicht so klug, denn sie verstehen den Wald, die Tiere - insbesondere die Vögel - nicht zu deuten, begreifen nicht, wie heilig der Schnepfenpflug ist, der in diesem Jahr über das Haus hinweggeht, verstehen nicht, dass alles eine Bedeutung hat. Mattis geordnetes Leben gerät aus den Fugen, als die Schnepfe abgeschossen wird und seine Schwester sich wenig später in einen Holzfäller verliebt, der bei ihnen einzieht. Wie Tarjei Vesaas den Leser/ die Leserin mitnimmt in Mattis‘ Gedankenwelt, wie er uns mit seinen Augen sehen, mit seinen Sinnen fühlen lässt, ist zutiefst beeindruckend. Man fühlt ganz unmittelbar Mattis‘ stilles Glück, seinen Stolz, seine Angst, seine Hoffnung, seine Verzweiflung. Die einfühlsame, wunderschöne Übersetzung von Heinrich Schmidt-Henkel hat daran einen wesentlichen Anteil und wurde zu Recht ausgezeichnet. Tarjej Vesaas gilt als einer der wichtigsten norwegischen Autoren. Er wurde mehrfach für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen und Karl Ove Knausgård bezeichnet „Die Vögel“ gar als den „besten norwegischen Roman, der je geschrieben wurde.“ Es ist nicht schwer zu verstehen, wie er zu diesem Urteil kommt. Ein wahres Kleinod.
dtv 1957, 262 Seiten
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„Juli war nicht tot.“ Obwohl das die erklärte Absicht ist, als sie im strömenden Regen von der Autobrücke springt, die sich jedoch als viel zu niedrig für den vorgesehenen Zweck erweist. Stattdessen landet sie unsanft auf der Windschutzscheibe einer abgewrackten, älteren Schlagersängerin, ihrerseits auf dem Weg in die Schweiz, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Das darauffolgende Roadmovie liest sich viel leichtfüßiger, als es das Thema vermuten lässt. Dem zugegebenermaßen düsteren Thema Depression setzt die Autorin einen bissigen Humor und ein gutes Gespür für lebendige und witzige Szenen entgegen, zum Beispiel, als die alten Leute auf einem Dorffest Hella erkennen und sie auf die Bühne im Bierzelt zerren, wo sie ihre Lieder zum Besten geben soll, während Juli auf dem Kranwagen eines Feuerwehrwagens ein fremdes Mädchen küsst. Eine Freude ist auch bei diesem Buch die sehr gelungene Umschlaggestaltung.
dtv 2022, 251 Seiten
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