„Ein Oktober … wie man ihn selten erlebt“, sagt Gisèle Dufrène, sie pflichten ihr bei, sie lächeln, Sommerhitze fällt vom graublauen Himmel – was haben die anderen , was ich nicht habe? – sie lassen ihre Blicke das vollkommene Bild genießen, das in Plaisir de France und Votre Maison abgedruckt war: den Bauernhof, gekauft für ein Stück Brot – nun, sagen wir, für ein Stück Butterbrot – und hergerichtet von Jean-Charles für den Gegenwert einer Tonne Kaviar.“
Wenn eine existenzialistische Philosophin einen Roman schreibt, könnte man erwarten, dieser sei schematisch oder gar belehrend, doch dies ist bei „Die Welt der schönen Bilder“ keineswegs der Fall. Die schöne junge Laurence, Teil der gehobenen Pariser Bourgeoisie, wird so lebendig geschildert, dass die Leserin ihre Gedanken und Konflikte intensiv mit lebt. Obwohl der Roman 1968 erschien, sind die Fragen, denen er nachgeht, unfassbar aktuell: Wie kann der Mensch in einer globalisierten Welt ein sinnvolles Leben leben? Was gelten all die Statussymbole? Wie geht man mit der Informationsflut, speziell mit schlechten Nachrichten um? Wann sind Kinder alt genug, um auch negative Nachrichten aus der Welt zu verkraften? Wie sehr muss man seinen Partner lieben? Seine Eltern? Sind wir authentisch oder spielen wir alle nur Rollen in einem festgelegten Spiel? Darf man aufbegehren? Durch die Erzählperspektive wird Laurence’ Zerrissenheit intelligent zum Ausdruck gebracht. So wechselt die dritte Person immer wieder mit der ersten Person. Hinzu kommt die liebevolle und behutsame Übersetzung aus dem Französischen, die lieber französische Originalwörter stehen lässt, als deutsche Verballhornungen zu forcieren. Ich habe das dringende Bedürfnis, das Buch nochmal zu lesen, diesmal mit einem Bleistift in der Hand, um die markanten Stellen zu unterstreichen oder rauszuschreiben… Absolute Empfehlung!
rororo 1968, 175 Seiten
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